Warum Tomatenerde & Co. kein Mensch braucht und man sie im Regal liegen lassen sollte


Der Großteil meiner angebauten Pflanzen gehört zur sogenannten Kategorie der Starkzehrer. Diese Pflanzen zehren also stark am Boden. Das heißt nichts anderes, als dass sie dem Boden viele Nährstoffe entziehen.
Düngen ist also das A und O bei Gurken, Tomaten, Zuchini und dergleichen. Naja, das vielleicht nicht, denn Sonne und Wasser sind natürlich erstmal wichtiger, aber wichtig ist die Düngerei eben schon (bei Starkzehrern...)

Vorgedüngte Erde, Tomatenerde, Gemüseerde. Gibt es eigentlich Gurkenerde?


War die Ernte schon wieder mickrig und sah überhaupt nicht so aus wie auf der Samenpackung? Standort super, immer gut gewässert, vielleicht war ja der (nicht benutzte) Dünger Schuld. Aber warum überhaupt mit Dünger beschäftigen, wenn der freundliche Erdmischungshersteller extra für mich alles fertig in eine Tüte steckt?
Was liegt als näher, als beim nächsten Baumarktbesuch eines dieser Säckchen mitzunehmen?
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Bei mir sprach ganz einfach der Preis dagegen.
Nicht weit entfernt von diesen Wundererden liegt meistens palettenweise schön gestapelte Billigerde. Da kann man schon mal komisch gucken, wenn man für 20 l einer Spezialmischung gute 8 bis 10 € bezahlt, während man für den gleichen Preis von den günstigen Vertretern die 6 bis 10 fache Menge bekommt. Diese Erde (40 l für 1,99 €) habe ich bei mehreren Pflanzen im Einsatz.
Der professionelle Tomatenbauer wird sicherlich auch nicht jede Saison bei OBI vorfahren und sich dort für Tausende von Euros mit Tomatenerdesäckchen eindecken.
Auch wenn der Vergleich etwas hinkt, lohnt es sich auch für den Privatmenschen mit dem Themen Erde mischen oder Düngung mal etwas zu beschäftigen. Das Gärtnern macht auch einfach viel mehr Spaß, wenn man weiß wie man wann seinen Pflanzen etwas Gutes tun kann.

Tomatenerde & Co. sind also das Gleiche wie Billigerde ?!


Nein! Aber man kann im Prinzip jede Billigerde zu guter Erde machen. Das hat zum einen den großen preislichen Vorteil und zum anderen weiß ich, was in der Erde drin ist.
Bis auf die Erde von Zimmermann (backt stark zusammen und stinkt nach Kanal, wahrscheinlich wegen des hohen Torfanteils) kann ich eigentlich jede Billigerde empfehlen.

Und wie repariere ich jetzt die Billigerde?
Erstmal schneidet man die Tüte auf (am Besten wenn man den Beutel schon gekauft hat) und nimmt eine Nase. Gute Erde riecht auch gut, also erdig und eher weniger nach Moor, Schlick, Abwasserkanal oder ähnlichem.
Stinkt die Erde, ist meistens ein relativ hoher Torfanteil beigemischt. Das sollte auch hinten auf der Packung stehen. Wenn der Sack einen Wert von nahr 50% oder mehr aufweist, riecht die Erde schon mal etwas komischer.
Auf den Torfanteil kann man also am besten schon vor dem Kauf mal achten. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Billigerde meistens immer einen sehr hohen Torfanteil in diesem Bereich hat. Meistens gibt es auch pro Baumarkt nur ein bis zwei Hersteller aus der besagten Erdkategorie, dass man sowieso nicht viel auswählen oder vergleichen kann.


Schritt 1: Die Erde physisch tunen


Der Geruch der Erde ist sicherlich egal für die Gemüseernte. Problematisch an stark torfhaltiger Erde ist allerdings häufig deren Konsistenz. Während die Erde sich im trockenen Zustand noch gut anfühlt (flockig, leicht und locker) sieht sie bei Nässe schon mal mehr nach Schlamm aus, den man sicherlich im Hausbau verwenden könnte. Manchmal scheint solche Erde auch geradezu allergisch auf Wasser zu reagieren und bildet nur eine riesen Pfütze, die ganz gemächlich versickert (oder verdampft).

Wenn man ein Beet, Topf, Kübel oder was auch immer mit nicht ganz so guter Billigerde versorgt, tut man gut daran irgendetwas grobes formstabiles beizumischen. Gut sind Materialien, die gleichzeitig auch noch Feuchtigkeit speichern.
Teilweise werden Billigerden herstellerseitig Holz und Faserreste beigemischt, was auf jeden Fall sehr gut ist.
Ich habe mir zur Nachwürzung mal am Anfang der Saison einen Riesensack Perlite gekauft. Sowas sollte es in jedem Baumarkt geben. Dort liegen meist in der Bauabteilung riesengroße Säcke herum, die außerordentlich verrückt leicht sind. Mein 100 l Sack "Trockendämmschüttung" hat um die 16€ gekostet.

Perlite, Trockendämmschüttung, Dämmstoffkönrnung... (Quelle: succseed.com)

Wer wissen will, was das genau für giftiges Zeug ist, kann ja mal den recht kurzen Wikipedia-Artikel durchlesen.

Gute Mengenverhältnise von Erde zu Perlit weiß ich nicht. Einfach nach Gefühl mischen, bis die Erde so ein bisschen wie umgekehrtes Stracciatella-Eis aussieht.
Die Erde ist jetzt luftiger und lockerer und kann Feuchtigkeit besser speichern und abgeben.
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Schritt 2: Kippe eine gute Schippe Hornspäne an die Pflanze


Je nach Gewächs kann man die Erde schon vor dem dem Einsetzen der Pflanze mit Hornspäne versorgen oder erst später Dünger untermischen.
Beides hat Vor- und Nachteile. Ich bin diesbezüglich noch zu keinem abschließenden Urteil gekommen.

Unterversorgte Pflanzen bilden viele Wurzeln, da so die Wahrscheinlichkeit hoch ist auf Nährstoffe zu treffen. Im Allgemeinen würde ich daher auch nicht sofort düngen, sondern ein paar Wochen warten, bis die Pflanze ordentlich Wurzeln gebildet hat.
Das besondere an Hornspänen ist deren fest zusammenhängende Beschaffenheit. Die einzelnen Partikel müssen erst chemisch und physisch zersetzt werden, bis der Stickstoff verwendet werden kann.
Daher kann man die Erde nach meiner Erfahrung auch direkt mit Hornspänen mischen. Denn es vergeht einige Zeit, in der die Pflanzen weniger Nährstoffe erhalten, also auch vermehrt Wurzeln bilden müssen.

Bei meinen Tomaten- und Gurkenpflanzen, die sich in OBI-Eimern oder Kübeln von ungefähr gleicher Größe befinden habe ich vor der Pflanzung jeweils ein 2 cl Plastikschnapsglas Hornspäne in das Pflanzloch geschüttet und die gleiche Menge nach der Pflanzung von oben leicht untergemischt.


Ich setze Hornspäne ein, die etwas feiner gemahlen ist als die sonst handelsübliche. Die Packung war zwar etwas teurer (ca. 10 €) aber dafür erhoffe ich mir einen schnelleren Abbau als bei "normaler", also recht grober Hornspäne.



Chemiekeulen mit Vorsicht genießen


Auch wenn ich nichts gegen chemischen Dünger habe (von wegen Bio-Verträglichkeit oder so), sollte man bei deren Verwendung schon etwas aufpassen.
Chemische Dünger sind meist in reiner also kristalliner Form vorhanden und lösen sich daher schnell in Wasser auf. Um den Abbau zu verlangsamen werden diese teilweise mit Zusatzstoffen gemischt oder ummantelt (z.B. Blaukorn und Düngerstäbchen).
Die Nährsalze lösen sich durch Wasser schnell auf und stehen der Pflanze damit auch schneller zur Verfügung. Man kann dadurch zwar zeitlich gesehen direkter düngen, aber durch die höhere Konzentration kann die Düngung auch zum Desaster werden.
Im weniger schlimmen Fall düngt man mehr das Unkraut als das Gemüse, im schlimmsten Fall versazlen die Wurzeln oder teile der Pflanze, sodass sie abstirbt.

Warum also überhaupt mit chemischem Dünger düngen?
Man bekommt meistens eine höhere Düngermenge (und Konzentration) für den gleichen Preis. Siehe dazu auch meinen Post zu Blaukorn von Zimmermann. Der Beutel in dem Artikel hat auf jeden Fall unter 5 € gekostet.
Wenn man weiß was man tut, sprich wann man wieviel Blaukorn (oder was auch immer) an die Pflanzen kippen muss, kann man damit sicherlich am günstigsten düngen.

Pflanzen gezielt düngen


Es gibt bei der Verwendung von chemischen Düngern auch die Möglichkeit je nach Pflanze und Pflanzenstadium gezielt mit bestimmten Nährstoffen zu düngen. Hakaphos grün (von Compo?) ist beispielsweise Dünger der viel Stickstoff enthält, wohingegen Hakaphos rot viel Phosphat enthält. Wenn man weiß, wann welche Pflanze welchen Nährstoff braucht, kann man damit effektiv und günstig düngen.
Grob gesagt dient Stickstoff dem Aufbau von "Grünmaterial", Phosphor wird für Blüten, Früchte und Wurzelbildung benötigt. Ich habe allerdings noch keine wirklichen Versuche und Erfahrungen mit dem gezielten Düngen gemacht und will daher auch keine Empfehlungen geben.

Selbst ist der Mann (oder die Frau), besonders im Fall von Düngerexperimenten ;-)

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